Chlorgasaustritt im Freibad Beratzhausen – Großübung der Feuerwehren

Ein Großaufgebot von Feuerwehr- und Rettungsdienstkräften ist am Freibad in Beratzhausen vor Ort. Viele Badegäste befinden sich noch auf dem Gelände. Was war passiert? Ein Monteur will eine Flasche mit Chlorgas auswechseln. Diese kippt dabei um, das Ventil wird beschädigt und Chlorgas kann ungehindert ausströmen. Ein Szenario das in Beratzhausen zum Glück nur eine Großübung ist, so aber in der Realität jederzeit vorkommen kann. „Wir hatten das Thema Bad schon lange auf unserer Agenda. Dann hat sich unser Gefahrgutbeauftragter der Sache angenommen und eine entsprechende Übung ausgearbeitet“, so Stefan Kalb, 1. Kommandant der Feuerwehr Beratzhausen.

Zum Zeitpunkt des Chlorgasaustritts befinden sich noch viele Badegäste in dem betroffenen Bereich. Die meisten können alleine aus dem Gefahrenbereich flüchten, doch auch einige nicht gehfähige Patienten müssen die Feuerwehrkräfte unter Atemschutz mit Rollstühlen und Tragen evakuieren. Andere Trupps schlagen derweil die giftigen Dämpfe mit einem Sprühnebel aus Wasser nieder und bergen die beschädigte Gasflasche unter CSA (Chemikalienschutzanzügen). Während der Arbeiten werden kontinuierlich Messungen der Chlorgaskonzentration in der Luft durchgeführt. Außerhalb des Schwimmbadgeländes ist mittlerweile die ABC-Komponente des Landkreises Regensburg mit drei Fahrzeugen eingetroffen. „Wir müssen nun in sehr unwegsamen und hügeligem Gelände den Dekonplatz Stufe 3 aufbauen, weil der Parkplatz des Freibades mit rund 200 Autos belegt ist“, so Hans Hopfensperger, Leiter der ABC-Komponente. Das wäre aber in echt wohl auch der Fall, denn das Freibad ist die Badesaison über gut besucht; zu Spitzenzeiten sind hier bis zu 2.500 Gäste pro Tag. 11 Mitglieder der ABC-Komponente bauen so, mit Unterstützung anderer Feuerwehren, innerhalb 40 Minuten drei Zelte inklusive Duschzelt auf. In Absprache mit Rettungsdienst und den Leitenden Notarzt Markus Werkmann, werden 12 betroffene Personen aus dem Schwimmbad in der Dekontaminationsdusche mit Wasser „geduscht“ (dekontaminiert) und anschließend in einem Zelt medizinisch behandelt. Per Durchlauferhitzer hat das Wasser auf dem Dekonplatz angenehme 28 Grad Celsius. Nach der Behandlung werden die Verletzten mit Rettungswagen abtransportiert. Nikolaus Hirschmann, Organisatorischer Leiter Rettungsdienst zeigt sich zufrieden: „Wir konnten von dieser Übung viel mitnehmen und sind froh, dass wir so ein Szenario einmal testen konnten. Wir haben viele Sachen bemerkt, über die wir uns im Vorfeld noch nie Gedanken gemacht haben. Im Großen und Ganzen hat aber alles sehr gut geklappt.“ Beteiligt an der Übung waren die Feuerwehren aus Beratzhausen, Laaber, Oberpfraundorf und Rechberg, sowie die ABC-Komponente und Feuerwehrführungskräfte aus dem ganzen Landkreis Regensburg. Von Seiten des Rettungsdienstes waren vier Rettungswagen, der Leitende Notarzt (LNA) Markus Werkmann, der Organisatorische Leiter Rettungsdienst (Orgl) Nikolaus Hirschmann, eine SEG Behandlung der Malteser, sowie die SEG Technik und Sicherheit des BRK KV Regensburg vor Ort. Feuerwehreinsatzleiter war Jörg Fischbach und ebenfalls von der FF Beratzhausen übernahmen Markus Schmidt und Jürgen Spangler jeweils die Abschnittsleitung.

Info-Facts

ABC-Komponente:
Die ABC Komponente des Landkreises Regensburg wurde im Januar 2001 ins Leben gerufen und ist seitdem bei der Feuerwehr in Pentling stationiert, da diese bereits ein Jahr zuvor ein Dekontaminationsfahrzeug (DMF) erhalten hat. Die Komponente wird von Kreisbrandmeister Hans Hopfensperger geleitet und hat 2014 ein Dekon-P Fahrzeug vom Bund erhalten, dass direkt der Katastrophenschutzbehörde untergeordnet ist. Das alte DMF wurde daraufhin ausgemustert. Bis zur Abschaffung der Wehrplicht am 01. Juli 2011, wurde die ABC-Komponente durch freigestellte Helfer besetzt. Danach und bis heute von Ehrenamtlichen aus den Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Regensburg. Mit dem Gerätewagen Dekon-P lassen sich die Dekontaminationsplätze Stufe 1 – 3 aufbauen. Beim Aufbau der Stufe 3 können pro Stunde bis zu 40 Personen dekontaminiert werden. Bei einer Dekontaminierung spricht man von dem Entfernen von gefährlichen Verunreinigungen (radioaktiv, biologisch oder chemisch) von Personen, Objekten oder Flächen.

Chlorgas:
Chlorgas besitzt einen stechenden durchdringenden Geruch und seine ätzende Wirkung ist bereits schon bei geringer Konzentration wahrnehmbar. Es hat meist eine grüne bis gelbgrüne Färbung bei mittlerer bis hoher Konzentration. Chlorgas ist giftig und reizt Augen, Nase und Rachen, löst Husten und ein Erstickungsgefühl aus. Es können in höheren Konzentrationen schwere Atembeschwerden auftreten; auch eine tödliche Lungenschädigung ist möglich. Zur Dekontamination betroffener Personen wird im Katastrophenschutz  Wasser verwendet.

 

Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung mit Fotogalerie

Artikel im Wochenblatt